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Samgangimpressionen


三江 記事 (삼수에서 일어난 일들 외 4편)


Yun Sŏndo (1587-1671)
Vorübersetzung: Kim Seung-woo und Mo Seoyoung
Verdeutschung: Frieder Stappenbeck



1. Samgangimpression

Umfriedigende Berge sind schon Zaun genug.
Eisig klirrende drei Jahreszeiten, dampftopfgleich der Sommer.
Schrieb nicht Sima Wengong: welch Hölle, unvorstellbar?
Nie hier gewesen, traf er's nur zu gut.

Es windet sich der Wolken Wucht hinauf zum wüsten Paektusan,
die Winde schichten Schnee auf Schnee, am Tag und in der Nacht.
Frost dringt ein durch Tür und Wände, Mondlicht scheint herein,
durchschneidet sensenklingenscharf das steifgewordene Gewand.

Der Reis, gewaschen mit zergangnem Eis, vermischt sich weiß mit Perlen;
mit Wein benetzt die Lippen, gleich am Barte Kugeln hängen.
Gefroren hart sind Silbermeer und gelbe Erde,
ruhestarrend schweigt der Himmel: doch weshalb?


2. Nach dem Schneefall

Als spielten Engelsschmetterlinge auf den Inseln;
vielleicht, wer weiß, ist hier der Himmel?
Auf den Wolken fahren, Holz zu sammeln, Männer ihren Wagen,
am Mühlenbrunnen juchzen Frauen.

Des Palastes Pforte zieren gläsern bunte Perlen,
an Haus und Hütten Jadekugeln hängen.
Zwei Jahr gefroren ist mein eingesäumtes Herz;
der Welten Übelschmorendes erinnere ich nicht.

Nun bin ich zwanzig Monde im Exil in Samgang,
doch was ich seh und hör, hab ich weiland nie gewahrt:
Alle Knechte sind beschuht mit seidnen Schühchen,
auf Vogelfedern weiß die Marktfraun schweben.

Noch am Mittag dunkelt's, und im Herbst, im Winter und im Frühling
einen Wandschirm aus Kristall der Nebelhöhlendampf aufhißt.
Ach, wär wie hier dochs Paradies!
Durch die Milchstraße wabernde Wolken erst rauschen mich wach.


3. Der Lebensgarn

Mein Gefängnis säumt ein kleiner Bach
als zweiten, engen Zaun.

Von einem achtzigjährigen Verbannten hört ich wohl noch nicht;
nichts erreicht mich so fernab, auch kein Versprechen.

Siedend heißer Dampftopf Berg,
des Sommers Feuersbrunst.

Dank der Kaisergottesgnade spinnt mein Lebensgarn sich weiter,
summ ich einen ferne strahlend Segen, denk ich nicht mehr an den Morgenhunger.


4. Kŏmungo

Des Herzens Reinheit macht mich schwelgen,
doch weint in den Fingern die himmlische Kraft.

Fein gestimmt sind Berg und Wasser,
mit Zhong Zagi zusammen schwingen Tod und Leben.


5. Kayagŭm

Engelsfee und Kayagŭm anklingen dies und jenes,
muß sonach bloß eine Weise tönen?
Keiner Meinung hefte ich mich an,
ich weiß, vordem und heute sind nicht anders.




Anmerkungen:
Yun Sŏndo schrieb die Gedichte 1-4 im Alter von 75 Jahren im Exil von Samgang, Nr. 5 gar mit 78 Jahren. Samgang („Drei Flüsse”) ist der frühere Name der am Amnokfluß (Yalu), im äußersten Norden Koreas, gelegenen Region Samsu.
Sima Wengong (1019-1086): chinesischer Gelehrter.
Kŏmungo: sechssaitiges traditionelles Zupfinstrument.
Zhong Zagi: berühmter chinesischer Spieler des Kŏmungo-Instruments während der Cho-Dynastie.
Kayagŭm: zwölfsaitiges Zupfinstrument.




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